德语助手
2024-04-26
Sie liebt den Wald.
Hier fühlt sich Francesca sicher und geborgen.
Hör hier mal.
Ist da der Specht?
Die Zwölfjährige ist Autistin und lebt in ihrer eigenen Welt.
Ich denke, der Wald ist für sie einfach Ruhe.
Sie kann mit Blättern viel mehr anfangen und mit Gegenständen als jetzt mit einem anderen Menschen.
Ja, ganz typisch ist das Problem mit der Kommunikation,
dass Francesca ihre eigene Art und Weise hat,
zu kommunizieren.
Waschen!
Genau.
Waschen.
Und ja, die Schlaflosigkeit natürlich in der Nacht.
Wenn ein Kind nicht schläft, dann ist es auch gereizt und aggressiv.
Waschen, waschen.
Ich denke, das macht den Alltag so schwierig eben mit einem autistischen Kind.
Bei Francesca wurde der relativ schwere, frühkindliche Autismus diagnostiziert.
Inzwischen sprechen Therapeuten von Autismus-Spektrum-Störung, da es viele Abstufungen gibt.
So fröhlich wie dieser Besuch im Tiergarten sind die Ausflüge nicht immer.
Nehmen wir an, man geht mit ihr im Sommer irgendwo spazieren.
Und dann kommt ohne Erwarte ein Rasenmäher.
Das sind Geräusche, die sie so nicht einordnen kann.
Die machen ihr Angst.
Wir hören mal rein, wie die Stimmen unserer Weibchen so anhören.
Die Olli, die klingt so. Olli? Aha.
Auch die lauten Seelöwen sind für Francesca heute zu viel.
Autisten filtern Wahrnehmungen im Gehirn anders.
Manche nehmen Reize schwächer wahr.
Andere, wie Francesca, werden davon überflutet und schirmen sich ab.
Sie zeigen Stresssymptome, entwickeln Tics, verletzen sich selbst oder werden aggressiv.
Oft verzweifelte Versuche zu kommunizieren, wenn sie sich sprachlich nicht mitteilen können.
Die schlimmste Situation war für mich, dass sie auf dem Spielplatz mit einem anderen Kind spielen wollte.
Und hat einfach nicht mitmachen können, weil sie ganz anders wie die anderen Kinder sind.
Ich glaub, die spürt das auch, dass sie anders ist, ist auf das Kind zugerannt und hat sie ins Bein gebissen.
Wie reagiert man, wenn sich das eigene Kind in der Öffentlichkeit aggressiv verhält?
In der Autismusambulanz in Nürnberg bekommen Eltern Hilfe, wenn sie nicht mehr weiterwissen.
Die Sozialpädagogin Katharina Flohr setzt dabei auf gestützte Kommunikation mit Bildkarten.
Mama, Mama.
Francesca bekommt einen Ablaufplan mit Symbolen,
die ihr zeigen, was sie in dieser Therapiestunde erwartet.
Als Erstes soll sie unter Anleitung lernen, den Tisch zu decken.
Kannst du auch ein Glas nehmen?
Die Problematik ist ja, dass Menschen mit Autismus allein auf sprachliche Reize nicht so gut reagieren können,
sondern sie brauchen oft auch visuelle Reize und das zeigt dieser Ablaufplan mit Piktogrammen wunderbar.
Zum anderen haben Menschen mit Autismus eine Schwierigkeit, Kontexte zu verstehen und Abläufe oft.
Das Prinzip wurde an einer kalifornischen Uni entwickelt und hat sich international durchgesetzt.
Die Visualisierung hilft den Kindern bei der zeitlichen und räumlichen Orientierung.
Beides fällt vielen Autisten schwer.
Francesca möchte heute lieber spielen.
Hat sie einen Programmpunkt erledigt, kommt die Bildkarte in den Erledigt-Korb.
Dieses sehr strukturierte, intensive Training lohnt sich.
Ich habe auch schon Kinder kennengelernt im Kindergartenalter mit der Diagnose frühkindlicher Autismus.
Nichtsprechend, die sich dann aber nach fünf,
sechs Jahren so super entwickelt haben,
die dann von Förderzentrum auf Gymnasium mit Schulbegleitung.
Und das hat gut geklappt.
Die Eltern trainieren dann die Abläufe mit ihren Kindern im Alltag weiter.
Die Bildkarten helfen Francesca, ihren Tagesablauf zu Hause und in der Schule zu strukturieren.
Wir haben uns heute schon angezogen.
Das hast du an, ne?
Das tust du da rein.
Doch daheim ist Francesca inzwischen nur noch an den Wochenenden.
Seit letztem Jahr lebt sie in einem Wohnheim.
Ein schwerer Schritt für die Mutter.
Doch die Betreuung zu Hause war für sie nicht mehr zu schaffen.
Es war eine sehr emotionale Geschichte, weil man ja auch das Gefühl hat, man versagt.
Man ist ja die Mutter, man möchte ja für sein Kind da sein, aber ich konnte es einfach nicht mehr.
Die Entlastung hat der Familie gut getan.
Zurück im Tiergarten.
Die beiden machen ein kleines Experiment.
Besuch in der Tiergarten-Gaststätte.
Wie wird Francesca auf die Nähe der vielen Menschen reagieren?
Erst fühlt sie sich unwohl.
Doch dann verläuft der Besuch erstaunlich gut.
Ich freu mich jetzt gerade richtig, dass sie hier sitzen bleibt und nicht umherrennt,
weil wir haben schon Situationen gehabt,
da ist sie hintergerannt und hat dann irgendwelche Bäume hier umhergetragen.
Und dann bin ich gleich wieder postwendend gegangen.
Ein Erfolg auf dem schwierigen Weg, den die beiden gemeinsam gehen.
In den Tiergarten wollen sie bald wiederkommen.
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